Paulista – Hybrides Haus, hybrides Tragwerk

Die Gemeinde Risch Rotkreuz ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Als wichtiger Entwicklungsschritt ist der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur auf der Südseite der Bahnlinie geplant. Das neue «Zentrum Dorfmatt» steht für ein offenes Haus für die Bevölkerung der Gemeinde und für die Öffentlichkeit im Allgemeinen. Ein Ort, der Arbeit, Wohnen, Freizeit, der Begegnung und Interaktion zwischen Verwaltung und Bevölkerung vereinen soll. Neben Wohnungen, Büros und Gemeindeverwaltung wird das Gebäude viele öffentliche Nutzungen beherbergen wie Säle, Bibliothek, Ludothek und ein Begegnungscafé.
Dem erstrangierten Projekt «Paulista» des Teams um op-arch gelang es nach Ansicht der Jury am besten, die hybriden Nutzungen «auf inspirierende Weise» zu vereinen. «Die offene Gebäudestruktur ermöglicht einen niederschwelligen Zugang, fördert Interaktion und schafft Raum für flexible Nutzungsszenarien – im Innen- wie im Aussenraum.» So entsteht ein «visionärer Stadtbaustein mit hoher architektonischer, funktionaler und sozialer Qualität.»

Das von LÜCHINGER MEYER PARTNER «sorgfältig geplante, ressourcenschonende Tragwerk in Hybridbauweise» zeichnet sich durch eine effiziente und klare Lastabtragung aus. Der Gebäudekomplex gliedert sich in ein rund 47m hohes Wohnhochhaus und ein zweigeschossiges Sockelgebäude, welches zum Platz hin um vier Geschosse erweitert wird. Um den verschiedenen Nutzungen gerecht zu werden, wird ein flexibler Raster mit angepassten Spannweiten und durchgehenden Stützen vorgeschlagen.

Das gesamte Tragwerk wird grösstenteils in vorfabrizierter Massiv- und Hybridbauweise ausgeführt, wobei auf eine schlanke und materialoptimierte Ausformulierung der Konstruktionselemente geachtet wird. Beim vorgeschlagenen Deckensystem, welches sowohl im östlichen als auch westlichen Gebäudeteil zur Anwendung kommt, handelt es sich um einen Skelettbau bestehend aus vorfabrizierten Deckensystemen und Betonstützen. Bei den Decken kommen leicht vorgespannte Hohlbetonplatten zur Anwendung, welche 20 cm stark sind und Spannweiten von 5.4m überbrücken. Die Hohlkörperplatten liegen auf trapezförmigen Stahlträgern (Delta-Beam), welche als deckenintegrierte Unterzüge wirken.
Im östlichen Gebäudeteil wird die Decke über dem Erdgeschoss an vorfabrizierten, vorgespannten Unterzügen der Decke des 1. Obergeschosses aufgehängt. So kann die Stützenanzahl im Erdgeschoss reduziert werden, was diesem eine gewisse räumliche Grosszügigkeit verleiht. Der grosse stützenfreie Saal ist im Erdgeschoss zwischen den aufgehenden Gebäudeteilen angeordnet. Die Saalspannweite von 17.50 m wird mit vorfabrizierten Betonträgern, welche eine Konstruktionshöhe von rund 1.2m aufweisen, überbrückt. Die Träger wirken als Überzüge und haben einen Abstand von 5.2m. Die Deckenplatten, welche ebenfalls als Hohlkörperelement angeliefert werden, haben auf Grund ihrer hohen Belastung (Erde und Substrat) eine Stärke von 30cm. Das Untergeschoss des Gebäudes wird in bewährter Massivbauweise unter Verwendung von Recyclingbeton hergestellt und wasserdicht ausgebildet.

Visualisierungen: indievisual AG, Zürich