Mit einem ambitionierten Neubauprojekt soll der Tessiner Forschungsstandort Bellinzona mit seinen drei expandierenden Instituten IOR, IRB und EOC gestärkt werden. Das Planerteam um Ilg Santer Architekten und Buzzi studio d’architettura gewann den Wettbewerb für den Hauptsitz des Onkologischen Forschungsinstituts (IOR), der neben 12 neuen Forschungslabors auch Schulungsräume, Bibliothek, einen grossen Gastrobereich und ein Auditorium für mindestens 250 Personen zur Verfügung stellen wird. Die Ingenieur:innen von LÜCHINGER MEYER PARTNER unterstützten die Entwurfsarbeit in der Tragwerks- und Fassadenplanung.
Die Jury lobt das Siegerprojekt „NEXUS“ als innovativ und überraschend. Die hohe architektonische Qualität des benachbarten Gebäudes von Aurelio Galfetti respektierend gelingt durch die Positionierung von zwei neuen Baukörpern und ihrer autonomen Volumetrie die Kreation eines Forschungs- und Ausbildungscampus auf hohem Niveau.
«Das neue vierstöckige [Forschungs]Gebäude hat eine einfache und effiziente Tragstruktur.» (Jury). Der Stahlbeton-Skelettbau reagiert durch die Reduzierung der vertikalen Tragelemente auf ein Minimum ideal auf die Anforderungen der besonderen Gebäudenutzung. Die großen Spannweiten von ca. 9 m ermöglichen die Anordnung der einzelnen Labore innerhalb des strukturellen Rasters und gewährleisten stützenfreie und damit völlig flexible Forschungsräume. Ca. 32 cm dicken Flachdecken aus Recyclingbeton lagern auf vorgefertigten Betonstützen und vier zentralen Treppenkernen. Die Masse der Platten ermöglicht die Speicherung von Wärmeenergie und sorgt so für ein sehr stabiles Klima in den Labors, zudem vermindert sie die Schwingungsanfälligkeit der Struktur, die das ordnungsgemäße Funktionieren der Laborinstrumente beeinträchtigen könnte.
Das Betonvolumen der Stahlbetonflachdecken und die damit verbundenen CO2-Emissionen werden um ca. 25 % durch den gezielten Einsatz von Hohlkörpern (Typ COBIAX®) reduziert, ohne dass dadurch die Steifigkeit und Tragfähigkeit der Decken beeinträchtigt oder wesentlich verringert werden. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die für den Bau des Gebäudes erforderliche graue Energie werden durch die Verwendung von klinkerarmen Zementsorten mit tiefen CO2-Emissionen zusätzlich reduziert.
«Ein schwindelerregendes Atrium in der Mitte des Gebäudes verbindet alle vier Stockwerke miteinander und schafft einen Treffpunkt und Bezugspunkt für alle, die sich um dieses Atrium, die Labors und die Arbeitsräume herum organisieren.»
Die Struktur des Auditoriums besteht aus einem kreisförmigen Untergeschoss aus wasserfestem Recycling-Beton. Ein Stahldach überspannt das gesamte Erdgeschoss und erstreckt sich mit bis zu 9m Auskragung über einen Teil der Aussenbereiche. Hierfür werden gevoutete Schweissträger mit mittleren Spannweiten von ca. 27m radial in der Dachebene angeordnet und auf Stahlstützen aufgelagert.
Visualisierungen: Filippo Bolognese Images